Es braucht eine demokratische Wirtschaftskultur

Die Urbanisierung und Digitalisierung schreitet weltweit voran und wird fast ausschließlich von Konzernen aus dem Technologie- und Baubereich bestimmt deren Ambitionen nicht immer auf das Gemeinwohl ausgerichtet sind. Angestrebt werden Smart Cities innerhalb der IT-Unternehmen die Daten der Bürger sammeln und verwalten. Angeblich geht es um Effizienzgewinn und Ressouren-einsparung. Demgegenüber arbeiten interdisziplinär eingestellte Experten aus dem Architektur- und Kulturbereich wie z.B. Olaf Grawert, Arno Brandlhuber, Mercedes Bunz, Christian Holl und Andreas Hofer an partizipativen Gegenentwürfen in denen insbesondere das Bauen und Wohnen als ein Allgemeingut angesehen wird. Diese bevorzugen kleinteilige dezentrale Lösungsansätze die es ermöglichen sämtliche Lebensfelder wie auch Ernährung, Mobilität und Produktion von globalen Lieferketten zu entkoppeln. Das Konzept der produktiven Stadtregion von Andreas Hofer bringt das Prinzip auf dem Punkt. Bislang verharren derartige Konzepte leider in der Nische bzw schaffen es höchstens bis zum Prototypen-Status.

Innerhalb des „Stakeholder-Kapitalismus“ wird es kaum möglich sein alternative Strukturen dauer-haft zu etablieren geschweige denn in die Breite zu skalieren, da gewisse Marktinteressen das er-schweren. Denn die ökonomischen Sachzwänge dieses Wirtschaftssystems hindert transformative Projekte daran organisch zu wachsen. Stattdessen braucht es eine demokratische Wirtschaftskultur. An der Stelle der etablierten Industrielandschaft mit ihren Großfabriken und Gewerbeparks treten Mikrofabriken im unmittelbaren Wohnumfeld die mit 3-D Druck und Open Source Hardware arbei-ten. Darüber hinaus verknüpfen diese ihre Wertschöpfungs- und Entwicklungsprozesse miteinander um als geeinte Kraft die Technologie- und Baubranche zu demokratisieren. Die Macher hinter dem ARCH+Netzwerk hätten das Potenzial eine kuratorische Praxis zwischen Kunst, Wissenschaft und Technologie zu etablieren. Es geht hierbei um Vernetzung, Katalogisierung, Inszenierung und Verwaltung von urbanen Innovationen, die sich an den etablierten Machtstrukturen vorbeibewegen und eine Makerkultur etablieren die an den Open Source-Prinzipien ausgerichtet ist.

Im Zuge einer notwendigen (Um)Bauwende könnten regionale Wertschöpfungsketten geschaffen werden die völlig unabhängig von globalen Lieferketten sind und so weit wie möglich auf nach-wachsende Rohstoffe wie Holz, Hanf und Bambus setzen. An der Stelle von Konzerne treten direkt-demokratische Unternehmensformen und Genossenschaften. Dazu braucht es neue Standards in Stadtentwicklung und im Bauwesen die sich an Barcelona orientieren. Bauprojekte jeglicher Art orientieren sich an den Konzepten von Open Source Wood, urban village project, vivi house, Modul17 und Holzwerthaus. Die Initiative Bauhaus der Erde wirbt bereits in aller Welt um ein klimapositives Bauen in Beziehung mit einer biobasierten Kreislaufwirtschaft. Sobald sich weltweit alle Projekte und Initiativen dieser Art zusammenschließen um eine demokratische Wirtschaftskultur einzu-fordern und umzusetzen so stünde einer globalen (Um)Bauwende nichts im Weg. In dieser Vision laufen alle wechselseitigen Interaktionen und Transaktionen zwischen Entwicklercommunities, Materialdepots, Mikrodepots und Produktionsstätten über eine dezentrale Blockchain ab um die Abhängigkeit von Zwischenhändlern, staatlichen Institutionen und Banken zu verringern.