So können wir sozialen Wohnraum schaffen, ohne unsere natürlichen Ressourcen aufzubrauchen.

In der Vision von Projektwelt Zukunft versammeln sich VertreterInnen einer ökologischen Bauwende zu einer offenen 2-tägigen Denkwerkstatt in Berlin, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie man den Wohnungsbau neu denken kann. Es geht um die Frage, wie man den Wohnungsbau zum eigentlichen Innovationsmotor einer ökologischen Bauwende wandeln könnte. Eingeladen sind neben der Zivilgesellschaft auch VertreterInnen des Bundesbauministeriums, des Bundeswirt-schaftsministeriums, der Bundesarchitektenkammer und der Deutschen Gesellschaft für Nachhal-tiges Bauen. Alle Teilnehmer des Open Spaces zeichnen vor Ort ein gemeinsames Zukunftsbild, das als Grundlage für einen umfassenden Masterplan dienen soll. Würde man das Format dieser 2-tägigen Denkwerkstatt jedes Jahr in der Sommerzeit unter der Einbeziehung digitaler Beteili-gungsmöglichkeiten wiederholen. könnte sich daraus ein kontinuierlicher Design Thinking-Prozess entwickeln.

Der Wohnraum in Deutschland wird stetig knapper und teurer. Die neue Bundesregierung möchte daher eine „Bau- und Investitionsoffensive“ starten, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, schnell und preiswert neuen Wohnraum zu schaffen. Geplant sind demzufolge 400 Tausend neue Wohnungen pro Jahr. Das ist eine große Herausforderung angesichts der Tatsache, dass der Bau-sektor einer der größten CO2-Verursacher ist und auch für zunehmenden Flächenverbrauch sorgt. Das RoofKIT-Team des Karlsruher Instituts für Technologie hat nachgewiesen, dass es schon heute möglich ist, den gesamten Gebäudesektor in ein funktionierendes Kreislaufwirtschaftssystem zu integrieren. Die Neuausrichtung des Wohnungsbaus könnte dafür sorgen, dass sich europaweit eine Wirtschaftswelt mit völlig neuen Wertschöpfungsketten herausbildet, die konsequent auf schnell nachwachsende Rohstoffe wie Hanf, Flachs, Myzel und Bambus basiert, auf regionale Produzenten ausgerichtet ist und partizipative Planungsmethoden zum Standard macht. Im Zentrum stehen dezentrale Fertigungsmethoden in smarten Fabriken. Mikrofabriken an jeden Standort bilden nach diesem gemeinsamen Zukunftsbild den Kern dieser neuen Wirtschaftswelt, worin Wohnmodule und Baustoffe je nach Auftragslage gefertigt werden.

Der Fokus liegt auf die Nutzung lokal verfügbarer und nachwachsender Rohstoffe und die Eta-blierung einer dezentralen Industrieinfrastruktur. Produziert wird nach offenen Bauplänen, die auf einem kreislauffähigen flexiblen Baukastensystem basieren. Traditionelle Baumaterialien werden mit innovativen 3D-Druck-Methoden kombiniert. Diese neue Wirtschaftswelt wird nicht mehr bestimmt von den großen Playern der Bau-und Immobilienbranche. Vielmehr verbinden sich klein-ere agile Player wie grüne Startups, Hochschulprojekte und NGOs zu einer kollektiven Schwarm-intelligenz, die durch Co-kreativen Wettbewerb, Open Innovation und dem Open Source-Prinzip charakterisiert ist. Im Ergebnis entstünde in diesem Szenario eine weltweite Plattformökonomie für ökologische Bauprojekte, die durchaus als demokratische Alternative zu amerikanischen und chinesischen Technologiefirmen angesehen werden kann. Deren Akteure organisieren sich zu digitalen Genossenschaften und verfolgen ausschließlich ökosoziale Bauprojekte. Das im Jahr 2021 u.a. von dem Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber gegründete Bauhaus der Erde hätte durchaus das Potential, diesen Design Thinking-Prozess nachhaltig zu moderieren.