Die uns bekannte globalisierte Ökonomie mit ihren Großfabriken verhindert in aller Welt eine dezentrale Stadtentwicklung, die u.a. auch vom Klimaforscher und Gründer des Bauhaus der Erde Hans Joachim Schellnhuber eingefordert wird. Eine polyzentrische Stadtentwicklung beinhaltet die dezentrale Neugestaltung des Raumes, der Produktion und der Besitzverhältnisse von Wohnraum von unten statt von open. Im Jahr 2014 wurde bereits in der ARD Dokumentation Wem gehört die Stadt die Privatisierung von Stadtraum und die damit einhergehende Spekulation mit Boden und Gebäuden kritisch aufgezeigt. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, braucht es eine Stadt-raumpolitik, die eine Dezentralisierung der urbanen Produktion anstrebt. Die Produktion im Quartier könnte lokale Wertschöpfungsketten schaffen und die gesamte Region unabhängig von globalen Konzernen machen. Dadurch entsteht eine produktive Stadtregion mit vertikal verdich-teten Fabriken. Zuvor muss allerdings der Stadtraum dezentral aufgeteilt und Wertschöpfung neu gedacht werden.
Das Konzept der produktiven Stadtregion ist auch Thema der Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart, deren inhaltlicher Intendant der Architekt Andreas Hofer ist. In diesem be-schriebenen Szenario bildet das produktive Quartier den Kern einer regionalisierten, kooperativen und ökologischen Kreislaufwirtschaft. Diese Fabriken neuen Typs könnten Orte in allen Regionen dieser Welt schaffen, an denen Bauteile und Konstruktionen z.B. für den ökologischen Wohnungs-bau, Brennstoffzellen oder auch Energiespeicher nach dem Open Source Prinzip entwickelt und gefertigt werden. Wobei die Stoffkreisläufe ganz nach dem Cradle to Cradle-Konzept lokal und ökologisch gestaltet sind. Das Ziel ist eine schrittweise Loslösung von der etablierten Großindustrie. Vorbild für das Konzept dieser Fabriken könnte das Fab Lab Barcelona sein. Im Fab Lab Barcelona arbeitet man seit Jahren an eine neue industrielle Revolution, die die Bürger in den Mittelpunkt einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft stellt. Die Demokratisierung und Dezentralisierung der Produktion steht dabei ganz im Vordergrund. Insbesondere Krisenzeiten wie die heutige mit Lieferengpässen und Energieknappheit erfordern resiliente Wertschöpfungsketten.
In der Vision von Projektwelt Zukunft bildet die produktive Stadtregion mit ihren emissionsfreien Fabriken keinen Kontrast mehr zu der ihr umgebenden Umwelt. Diese urbanen Fabriken bilden das Zentrum des produktiven Stadtquartiers und legen zugleich das Fundament einer zukünftigen agilen Kreislaufwirtschaft, die von kleinteiligen Akteuren gestaltet wird. Die auf ökologische und urbane Resilienz ausgerichtete Kreislaufwirtschaft ermöglicht ein agiles Marktdesign mit dezentraler Pro-duktionsinfrastruktur, die ohne Großbanken, Börsenhändler und globalisierten Unternehmen aus-kommt. Die beiden Organisationen Platform Cooperatives und Open Source Ecology Germany legen mit ihren technologischen Ansätzen wichtige Grundlagen für eine Wirtschaftswelt, in der dezentrale autonome Organisation und digitale Genossenschaften Handel, Produktion, Entwicklung und Pla-nung demokratisieren. Die ökologischen Leitplanken bezüglich von Umweltauswirkungen könnten dabei in einer gemeinsam genutzten Blockchain abgebildet werden. Werner Sobek und Dirk Gratzel haben mit ihren Forschungen hinsichtlich dynamischer Stoffkreisläufe sowie Mensch-Umwelt-Interaktionen wichtige Vorarbeit geleistet.