Gemeinsam mit Missionen Zukunft gestalten

Die D2030-Initiative veranstaltet seit Oktober 2021 regelmäßig Futures Lounge wo Experten zusam-menkommen um über Zukunftsszenarien zu diskutieren. Im Oktober 2023 fand die 25. Future Lounge mit 4 Gastrednern statt. Der Titel lautete! Mit Missionen Zukunft gestalten. Klaus Burmeister vom foresightlab machte in seiner Einleitung deutlich dass sich unsere Gesellschaft aktuell in großer Un-sicherheit befindet und dass es jetzt notwendig wäre gemeinsam über grundlegende Veränderung-en in unserem Leben nachzudenken. Bei der 15. Future Lounge vom Dezember 2022 wurde das The-ma bereits grundlegend behandelt. Klaus verwies darauf dass der Missionsbegriff bereits im 16. Jahr-hundert entstand und umgesetzt bedeutet: Ehrenvoller Auftrag bzw. verpflichtende Aufgabe. Miss-ionen sollten dabei im jeweiligen historischen Kontext betrachtet werden. 1961 entstand das Apollo-Programm, eine rein staatlich ausgerichtete Mission. Mittlerweile wird der Versuch unternommen gesellschaftliche Bedarfsfelder in Forschungspolitik zu übersetzen wobei transformative Ziele zu-nehmend in den Fokus geraten. 2006 erscheint die Hightech-Strategie der Bundesregierung, 5 Jahre später das Hauptgutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltver-änderungen. Im Jahr 2015 wurden die 17 globalen UN-Nachhaltigkeitsziele verabschiedet und jüngst hat die Bundesregierung die Hightech-Strategie 2025 ins Leben gerufen. Prof. Matthias Weber vom Center for Innovation Systems and Policy betonte in seiner Rede die staatlich getragenen Missionen ab den 70er Jahren wo der Fokus auf Informations- und Kommunikationstechnologien gelegt wurde. Ab den 90er Jahren bekam die Privatwirtschaft mehr Relevanz. Ab den 2010er-Jahren wurden die Lösungsansätze breiter aufgestellt. Missionen zielen nun drauf ab sozialökologische Probleme anzugehen.

Die Energiewende kann man als einen ersten Versuch betrachten. Matthias betonte dass transforma-tive Missionen notwendig sind wo auch die Zivilgesellschaft eingebunden ist. Auch wäre es wichtig festzulegen welche Kompetenzen und Qualitäten öffentlichen Institutionen brauchen um Missionen voranzubringen wie z.B. eine konstruktive Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren. Leider haben die bisherigen Missionen ein technokratischen Charakter wo der Staat die Richtung be-stimmt anstatt in missionsorientierten Initiativen zu investieren. Katarina Peranic von der Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt gibt einen tieferen Einblick in die Zivilgesellschaft, die aus ihrer Sicht fragmentiert und vielfältig aufgestellt ist. Derzeit sind fast 29 Millionen Menschen in 600 Tausend Vereine und 20 Tausend Stiftungen aktiv. Die meisten von denen handeln missionsorien-tiert und wollen gesellschaftlich etwas verändern. Die Expertise der Zivilgesellschaft wurde bislang nicht in politische Entscheidungsprozessen eingebunden. Dabei gibt es gerade hier in der Basis viele gute Ideen. Gemeinnützige Organisationen bieten Experimentierräume wo neuartige Lösungen wie z.B. das Superblock Konzept ausprobiert werden können um diese später in die Breite zu skalieren. Katarina stellte fest dass die Corona Pandemie ein Schock für die Zivilgesellschaft gewesen ist. Die Corona App war wieder mal ein Paradebeispiel dafür dass von staatlicher Seite privatwirtschaftliche Softwareanbieter bevorzugt werden obwohl der Chaos Computer Club eine alternative Corona App angeboten hat. Der Staat sollte in Zukunft die Zivilgesellschaft als Gestalter einer transformativen Mission wahrnehmen und fördern. Max Priebe vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovations-forschung gab einen Überblick für die Missionsorientierung in Deutschland und der EU. Im April gab es seitens der Deutschen Zukunftsstrategie eine Future Lounge in der wunderbare Diskussionen stattgefunden haben.

Es wurde darüber nachgedacht wie man unterschiedliche Missionen verbinden und eine ressortüber-greifende Koordination sowie Beteiligungsmöglichkeiten verbessern kann. Folgend fanden Regional-dialoge statt wo Beteiligungsprozesse zur Weiterentwicklung der deutschen Zukunftsstrategie er-probte wurden. Wichtig sei es die Zivilgesellschaft einzuladen um Missionen aktiv mitzugestalten und diese von der bundesdeutschen auf die regionalen Ebene zu skalieren. Jonas Drechsel von der D2030-Missionswerkstatt stellte erste Überlegungen und Format der geplanten Missionswerkstätten vor.  Jonas hat sich ein halbes Jahr mit dem D2030-Projekt D2045 neue Horizonte-Missionen für Deutschland auseinandergesetzt. Sein Impuls ist Missionsworkshops anzubieten innerhalb der im gemeinsamen Prozess gangbare Pfade positiver Zukünfte  entwickelt werden. Die D2030-Initiative könnte im Rahmen der D2045 neue Horizonte-Mission perspektivisch eine moderierende Rolle  zwisch-en politischen Akteuren und der Zivilgesellschaft einnehmen. Jetzt sollte man darüber nachdenken wie die D2030 Zukunftsdialoge starten sollten um genau diesen Brückenschlag zu ermöglichen. Ge-plant ist zu diesem Zweck eine Partnerschaft mit der SRH Berlin Masterstudiengang social design. Denn die haben deutlich gemacht dass die D2030 Missionen zu wissenschaftlich und daher wenig zugänglich für die Allgemeinheit sind. Das erste gemeinsame Projekt ist eine Ausstellung im Februar 2024 in deren Rahmen ein erster Missionsworkshop erprobt werden soll wo Menschen sich mit den Szenarien auseinandersetzen. Allgemeiner Konsens der Futures Lounge war dass der Staat mehr in Zukunftsthemen investieren sollte und dass Missionen von der Zivilgesellschaft ausgehen müssen. Denn Missionen können nur funktionieren wenn diese gemeinsam entwickelt werden. Kurzum: Es braucht eine politische Kraft die als Förderer und Rahmenschaffer auftritt um die transformativen Potenziale der Zivilgesellschaft zu reaktivieren und zu bündeln. Zum Schluss stellt Klaus Burmeister die Frage im Raum: Wie kann man Missionen zum Fliegen bringen und Barrieren überwinden?