Kommunale Selbstversorgung auf dem Land

Der von 1990 bis 2022 amtierende Bürgermeister Thomas Zschornak hat Nebelschütz zur Modell-kommune für kommunale Selbstversorgung gemacht. Ihm ging es während seiner langjährigen Amtsschaft um die Erhaltung kleinteiliger dezentraler Versorgungsstrukturen, was seit der Nach-wendezeit leider die Ausnahme war. Hier in diesem Ort wird nachhaltiges Wirtschaften groß ge-schrieben die stark an der Gemeinwohl-Ökonomie ausgerichtet ist, Aus diesem Grund hat die GWÖ Regionalgruppe Leipzig Halle im Januar 2022 eine Exkursion nach Nebelschütz unternommen um sich die Betriebe und Projekte näher anzuschauen. Organisiert wurde diese Aktion von Harald Vauk von der ökologischen Partei Deutschlands, der nebenbei selbst aktiver Teil der GWÖ Regionalgruppe ist. Dabei waren auch Vertreter des Bauzirkel Leipzig sowie Pödelwitz hat Zukunft. Harald Vauck und Thomas Zschornak verbindet bereits eine langjährige Freundschaft. Regelmäßig führt der Ex-Bürger-meister interessierte Gäste durch den Ort und zeigt ihnen die vielen Projekte, die im Zuge seiner 32 jährigen Amtszeit entstanden sind. Dazu gehören ein Hofladen, ein Kindergarten in Holzbauweise, ein Permakultur-Garten im Selbstversuch und ein Skulpturengarten direkt am nahegelegenen Steinbruch..

Während der Führung an diesem feuchtkalten Tag erzählt Thomas Zschornak von dem KRABAT e. V.. Dieser setzt sich seit Gründung im Jahr 2001 für die regionale Entwicklung in Kultur, Wirtschaft und traditionelles Handwerk ein. Thema war auch die Erhaltungs- und Gestaltungssatzung, die dafür sorgt dass der ursprüngliche Dorfcharakter erhalten bleibt. Thomas berichte zudem von der neu an-gesiedelten Energiegenossenschaft. Denn die Energiewende gehört in Bürgerhand. Vor kurzem hat ein Konsortium, bestehend aus der Hochschule Zittau/Görlitz, den beiden Fraunhofer-Einrichtungen IEG und IWU aus Zittau, dem privaten Energieberater Hannes Wilhelm-Kell und der Energieagentur des Landkreises Bautzen, eine Machbarkeitsstudie zur enkeltauglichen Energieversorgung erstellt. Diese untersuchte, ob eine Versorgung der Gemeinde und ihrer Verbraucher mit vor Ort erzeugter Energie technisch und wirtschaftlich machbar ist. Danach wurde zum Mittagsessen eingekehrt wo die Gäste in einem beheizten Raum mit selbst erzeugten Pellkar-toffeln mit Quark verköstigt wurden. Während der Mahlzeit entstanden lebhafte Diskussionen durch die gemeinsame Projekte ins Ge-spräch kamen. Der Architekt Andreas Naumann vom Bauzirkel Leipzig hätte gern mit seines inno-vativem Holzbausystem eine neue Schule projektiert die weder eine Hei-zung noch eine Wärme-pumpe nötig hat.

Nebelschütz hat weltweit Partnerschaften mit weiteren Modellkommunen dieser Art aufgebaut und steht mit diesen in engem Austausch. Thomas Zschornak wird sich weiterhin für Nebelschütz stark machen. Mit der von ihm gegründeten Stiftung Enkeltauglichkeit sollen vorbildhafte Projekte aufgebaut und gefördert werden. Nebelschütz ist dabei nicht nur Vorbild für kleine Ortschaften son-dern auch Beweis dafür dass kommunale Selbstversorgung und Gemeinwohl-Ökonomie durchaus in der Praxis funktioniert sobald alle an einem Strang ziehen und ihr Bestes geben. Es wird spannend werden wie sich Nebelschütz in der Zukunft weiterentwickeln wird. Vielleicht wird man dazu über-gehen regionale Wertschöpfung weiter auszubauen indem sogar Baustoffe aus selbst erzeugten nachwachsenden Rohstoffen produziert werden. Darauf spezialisierte Startups und Betriebe könnten sich hier ansiedeln und sich bei ihren Aktivitäten vom Bauzirkel Leipzig beraten lassen. Thema wären auch die Gründung neuer Bau- und Wohngenossenschaften sowie die Etablierung einer regionalen Währung. In der Vision von Projektwelt Zukunft wird sich Nebelschütz bei der weiteren Entwicklung in Richtung der ReGen Villages-Utopie entwickeln, die von James Ehrlich und dem EFFEKT Architek-tenbüro bereits 2017 entwickelt wurde und dabei zu einer europaweiten Drehscheibe werden für urbane Innovationen im ländlichen Raum.