Die D2030-Initiative hat im März 2023 die nun 18. Future Lounge veranstaltet, die sich mit Realla-boren in Verbindung mit Stadt- und Regionalplanung beschäftigt hat. Eingeladen waren namhafte Referenten aus den Bereichen Stadtforschung und Immobilienwirtschaft die über Möglichkeiten und Hemmnisse von Städtetransformation, Kreislaufwirtschaft und Innovationsprozesse gesprochen haben. Zuerst referierte Doris Sibum vom Büro urbanista über die Stadt von übermorgen. Doris ist auch Mitgründerin der Urban Change Academy sowie Vorsitzende des Aufsichtsrats des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin. Der Fokus ihrer Arbeit liegt bei der Anwen-dung von Szenarienentwicklung und Zukunftswerkstätten im Bereich der partizipativen Stadtent-wicklung. Ihrer Meinung nach braucht es für die Planung der Stadt von übermorgen ein Toolkit, das man zum Zweck einer selbständigen Szenarioerstellung open source runterladen kann. Anstatt Co-Creation, Kreativität und Zukunftsdiskurse anzuwenden geht es weiterhin um klassische Wirt-schaftsförderung und typisches Wachstumsdenken in der Bau- und Planungspraxis. Sei es die Privatwirtschaft oder die öffentlichen Verwaltung.
Steffen Braun vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO sprach über Lös-ungsansätze in der städtischen Quartiersplanung und wie sich diese auf weitere Quartiersprojekte skalieren lassen. Der am IAO angegliederte Innovationsverbund Future District Alliance hat 135 Innovationsprozesse der letzen 200 Jahre im Bereich der Stadtentwicklung untersucht und folgende Frage gestellt: Wie schaffen wir Deregulierungen um Reallabore zu ermöglichen? Steffen Braun spricht dabei bewusst aus der Sicht der Privatwirtschaft und erklärt Muster wiederkehrender Heraus-forderungen. Ihm interessiert insbesondere wie man Rechtsrahmen schaffen kann die städtische Innovationen und Transformation fördern wie vernetzte Mobilität und dezentrale postfosille Ener-giesysteme. Er benannte mehrere Beispiele wie sich Innovationen in Nischen entwickeln und ihren Weg in die Breite finden. Mario Ragg und Dr. Gregor Keck (Projektentwickler des Behrens-Ufer) berichteten umfangreich über ihre Erfahrungen bei der Um,- und Neugestaltung des ehemaligen Werks für Fernsehelektronik hin zu einem gemischtes Quartier mit Fokus auf Gewerbe und Technologie. Für Mario und Gregor war es nicht einfach ein Projekt mit dieser Radikalität anzugehen und erlebten viel Wiederstand seitens der städtischen Verwaltung.
Von denen wird immer behauptet- „Es geht nicht“. Aus diesen Grund gehen 80 Prozent der Arbeitsleistung in Planungs,-Wettbewerbs- und Genehmigungsverfahren drauf. Mario und Gregor arbeiten nicht mit den typischen Immobilien-dienstleistern zusammen sondern holen sich stattdessen Rat von Menschen ein die aus der Lebens-wirklichkeit kommen. Beide verfolgen den Anspruch das nachhaltigste und innovativste Quartier der Welt zu entwickeln und wollen dabei bewährte Innovationen miteinander kombinieren und neue Wege beschreiten. Anschließend folgte eine lebhafte Diskussionsrunde, die moderiert wurde von Susanne Peick, Chefredakteurin des polis Magazins für Urban Development, sowie Klaus Burmeister vom foresightlab und Vorstand des D2030 e.V. Alle waren sich einig! Reallabore könnten in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen wenn es darum geht städtische Transformation zu beschleunigen. Dazu braucht es allerdings die Umsetzung einer missionsorientierten Innovations- und Forschungspolitik, die übrigens das Thema war bei der 15. Future Lounge im Dezember 2022. Zur Internationalen Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart werden diesbezüglich Konzepte und Lösungen präsentiert die nur darauf warten vielerorts umgesetzt zu werden.